Morphonic Lab. II
25. Oktober 2003 · Maschinensaal Bienertmühle Dresden
Audiokollektiv / Scatology / SARDH / DJ Disorder
Licht-Installation: Arend Zwicker+Jörn Kessmann
Klang-Installation: Detlef Schweiger
Fotodoku: Judith Schweiger, Sandy Wagner
Konzept:
Im Dezember 2001 veranstaltete der Dresdner Künstlerbund im Barockpalais des Dresdner Großen Garten Morphonic Lab.I mit Videoinstallationen, Filmprojektionen und zwei Konzerten der Gruppen SARDH und chen unst. Die in den historischen Räumen ungewöhnliche Veranstaltung experimenteller zeitgenössischer Kunst war mit etwa 400 Besuchern ein unerwarteter Erfolg. Daran möchten die inzwischen in SARDH fusionierten Künstler mit einem modifizierten und vorallem auf den Saal der Bienertmühle abgestimmten Konzept anschliessen. Wie kein anderer Ort sind der Veranstaltungssaal und die angrenzenden Räume der Bienertmühle in ihrem morbiden Charm für ein komplexes Projekt experimenteller und moderner elektronischer Musik geeignet. Daher konzentriert sich die Einrichtung und Gestaltung des Morphonic Lab.II vor nehmlich an der gegebenen Raumcharakteristik. Die nuancenreichen „malerischen“ Wände und industriellen Rudimente, die Geschichte des Hauses atmen, werden nicht wie in herkömmlichen Konzertveranstaltungen verdunkelt, von farbigen Spots, Effekten o.a. kaschiert, sondern als lebendige Kulisse des morhonischen Laboratoriums mittels spezieller Neutrallicht-Elemente adäquat einbezogen. Die Teilnehmer Scatology.de, Audiokollektiv, SARDH verzichten auf eine zentrale Bühne und Beschallungsanlage. Im Sinne der Raumbezogenheit platzieren sie ihre Klang-Labor-Technik unter Arbeitslampen ohne Bühne verteilt an den Seitenwänden und frontal gegenüber dem Zugang. Alle Beteiligten verfügen über eine eigene angemessene Beschallungsanlage. Im Verlaufe des Konzerts, in dem die kontrastierenden Beiträge der drei Gruppen in obiger Folge ineinander-übergehen, erlebt der Zuhörer so eine räumliche Bewegung der Klangquellen. In der phantastischen Stimmulierung durch Hervorhebung des Raumcharakters sind Show-elemente jeder Art bewußt eleminiert und die Aufmerksamkeit auf das Hörprogramm gerichtet. Hier wird eine spannungsreiche Folge vielfältiger Klangschichtungen geboten, die von sphärischen Ambients über Trance erzeugende Tribals bis zu energetischen Industrial-Eskapaden führt. Das Publikum ändert dabei aktiv die selbstgewählte Hörperspektive, indem es Sitz- oder Stehplätze willkürlich verlagert. Höhepunkt ist die Vereinigung der drei Labor-Sektionen in einer abgestimmten Sound-Collage, wobei der Zuhörer auch die räumliche Vereinigung der bis dahin gestaffelten Klangquellen erlebt. Für den entsprechenden Ausklang sorgt der mit allen Beteiligten verbundene DJ Disorder. Der Zugangsbereich wird als „Anbahnung“ ebenfalls mit raumbezogenen Lichtelementen in die Gestaltung integriert. Außerdem erwarten den Besucher beim Eintritt in den Saal subtil installierte überraschende Momente... Das Projekt versteht sich vornehmlich als künstlerischer Beitrag zur Belebung eines dank privatem Engagements einzigartigen Veranstaltungsortes, der in seiner Beschaffenheit und künftigen Möglichkeiten geradezu prädestiniert ist, ein Ort fundierter Kunst zu sein - in allen Genres ein Platz, der konkret raumbezogen mit kreativer Lust zu bespielen wäre... In diesem Sinne können wir in kurzer Frist Partner gewinnen wie Künstlerbund, Kulturamt, TU Dresden..., die uns für diese Veranstaltung mit Technik, Werbung und Sachleistungen unterstützen werden ... was Kosten für Bühnentechnik, Beschallungsanlagen, Beleuchtung etc, einspart, Werbung an 1200 Künstler sachsenweit... Langfristig sind hier ausbaufähige Partnerschaften bei entsprechender Profilierung möglich.
Pressemitteilung:
Nach dem erfolgreichen Morphonic Lab.I im Palais des Grossen Garten im Dezember 2001 gibt es nun eine Fortsetzung in den unsanierten aber für Veranstaltungen gesicherten Räumen des ehrwürdigen Industriedenkmals Bienertmühle. Drei separate Laborzonen stehen für spannende Kontraste mit den Elektronik-Tüfftlern Audiokollektiv, den jungen Tribal-Noise-Experten Scatology.de und den PsychedeIic-Industrialisten SARDH. Letztere zeigen sich nach Fusion mit chen unst nach längerer Pause und endlich mit neuem Opus erstmals wieder in Dresden. Der mit den drei Laboranten vertraute DJ Disorder sorgt für die finale Chemie. Anders als im Morphonic Lab.I setzen Arend Zwicker und Detlef Schweiger diesmal weniger auf großformatige Projektionen und Videoinstallationen, sondern auf eine konzentrierte Licht-Raum-Installation, die vorallem die phantastische Kulisse des entkernten Maschinensaales in ihrem morbiden Charme hervorhebt. Weitere laborative Prozesse erwarten den Besucher auch in den angrenzenden Bereichen.
Presse:
Sächsische Zeitung 27.03.2003